Die jüngsten Äußerungen des Bundesverteidigungsministers Boris Pistorius, wonach Deutschland bis 2029 kriegstüchtig sein müsse, und die Vorschläge von General Andre Bodemann, einen Operationsplan für Deutschland zu entwickeln, werfen viele Fragen auf. In einer Zeit, in der die Welt zunehmend vernetzt ist und die Globalisierung unseren Alltag prägt, scheint die Idee eines Krieges in Europa nicht nur unvorstellbar, sondern auch völlig unsinnig. Hier sind einige Gründe, warum ein Krieg in Europa keinen Sinn macht.
Mangelnde Einsatzbereitschaft der Bundeswehr
Die aktuelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr lässt stark zu wünschen übrig. Die Truppe leidet unter akutem Personalmangel und alternder Belegschaft. Trotz Bemühungen, die Personalstärke bis 2031 auf mindestens 203.000 Soldaten zu erhöhen, ist dieses Ziel schwer erreichbar. Ein "Gesellschaftsjahr" für junge Menschen in sozialen oder militärischen Bereichen könnte zwar eine Lösung sein, jedoch fehlen die notwendigen Unterkünfte, Ausrüstung und Ausbilder. Ohne eine umfassende Reform und erhebliche Investitionen ist die Bundeswehr weit davon entfernt, kriegstüchtig zu sein.
Materielle Defizite
Die Bundeswehr kämpft mit erheblichen materiellen Engpässen. Die Abgabe von Waffensystemen und Munition an die Ukraine hat die Bestände weiter dezimiert. Fehlende Panzer, Gewehre und Ersatzteile für Reparaturen sind nur einige der Probleme. In einem offenen Konflikt würde eine schlecht ausgerüstete Bundeswehr auf eine kampferprobte russische Armee treffen, was verheerende Folgen hätte.
Wirtschaftliche Abhängigkeit und globale Verflechtungen
Deutschland und Europa sind in hohem Maße von globalen Lieferketten abhängig. Ein Krieg würde diese Verbindungen zerstören und zu erheblichen Versorgungsengpässen führen. Viele lebensnotwendige Waren wie Medikamente, Elektronikbauteile und landwirtschaftliche Produkte werden aus China und anderen Ländern importiert. Eine kriegsbedingte Unterbrechung dieser Lieferketten würde das Land schnell in eine tiefe Krise stürzen.
Verwundbarkeit der Infrastruktur
Die kritische Infrastruktur Deutschlands ist äußerst anfällig. Stromversorgung, Kommunikation und Transport könnten leicht durch gezielte Angriffe lahmgelegt werden. Oberlandleitungen und Umspannwerke sind besonders verletzlich, ebenso wie die Grenzkoppelstellen, deren Zerstörung das Land in Dunkelheit stürzen würde. Ein Krieg würde die Versorgung mit Energie, Lebensmitteln und medizinischer Betreuung innerhalb weniger Tage zum Erliegen bringen.
Zivile Opfer und humanitäre Katastrophe
Ein Krieg würde nicht nur militärische, sondern auch massive zivile Opfer und humanitäre Katastrophen mit sich bringen. Die medizinische Versorgung würde zusammenbrechen, Lebensmittel wären knapp, und die Bevölkerung wäre enormen Gefahren ausgesetzt. Historische Beispiele zeigen, dass Kriege immer zu unvorstellbarem Leid führen.
Fehlende Bunkerinfrastruktur
Derzeit gibt es in Deutschland keine einsatzfähigen Schutzbunker. Der Bau neuer Bunker wäre kostspielig und zeitaufwendig, zudem bieten moderne Bunker kaum Schutz vor den heutigen hochentwickelten Waffensystemen. Die Idee, Bunker wieder in Betrieb zu nehmen, ist daher nicht nur ineffektiv, sondern auch realitätsfern.
Geopolitische Eskalation und globale Instabilität
Ein Krieg zwischen Russland und der NATO würde unweigerlich globale Konsequenzen nach sich ziehen. Länder wie China und Nordkorea könnten Russland unterstützen, was zu einer weltweiten Eskalation führen könnte. Die wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen wären enorm und könnten eine neue Ära der Unsicherheit und Instabilität einläuten.
Fazit
Ein Krieg in Europa, insbesondere zwischen Deutschland und Russland, ist nicht nur militärisch und wirtschaftlich unsinnig, sondern auch menschlich und moralisch inakzeptabel. Die verheerenden Folgen für die Bevölkerung und die Infrastruktur wären unübersehbar. Anstatt in Rüstungen und militärische Aufrüstung zu investieren, sollten wir auf Diplomatie, Kooperation und globale Zusammenarbeit setzen, um Frieden und Stabilität zu gewährleisten. Kriege waren noch nie die Lösung, und das sollte auch so bleiben.
Robert Jungnischke, Präsident der CERT-Europe Association
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