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BASF verlässt Deutschland, was ist der Grund, was sind die Folgen?

Die Verlagerung der Produktion der BASF aus Ludwigshafen in andere Länder und die Folgen für Deutschland

 

Einleitung

 

Die BASF SE, eines der weltweit führenden Chemieunternehmen, hat angekündigt, große Teile ihrer Produktion aus dem Stammwerk in Ludwigshafen in andere Länder zu verlagern. Diese Entscheidung ist von großer Bedeutung, nicht nur für das Unternehmen selbst, sondern auch für die deutsche Wirtschaft und die lokale Gemeinschaft in Ludwigshafen. In diesem Blog beleuchten wir die Gründe für diese Verlagerung, die direkten und indirekten Folgen für Deutschland sowie die Perspektiven für die Zukunft.

 

Gründe für die Verlagerung

 

1. Kostenoptimierung: Ein wesentlicher Grund für die Verlagerung ist die Optimierung der Produktionskosten, hier besonders der Energiekosten. Deutschland ist bekannt für seine hohen Energiekosten und strengen Umweltauflagen, die die Produktionskosten erhöhen. In anderen Ländern, insbesondere in Asien, sind die Produktionskosten deutlich niedriger.

   

2. Marktnähe: Die Verlagerung ermöglicht BASF, näher an wichtigen Wachstumsregionen wie Asien und Nordamerika zu sein. Dies reduziert die Transportkosten und ermöglicht eine schnellere Anpassung an lokale Marktbedürfnisse. Zudem ist der europäische Markt durch die Energiekrise und die Kosten für den Ukraine/Russland Krieg massiv geschwächt und am Beginn einer lang andauernden Rezession.

   

3. Rohstoffverfügbarkeit: In einigen Ländern ist der Zugang zu Rohstoffen einfacher und kostengünstiger, was die Produktion effizienter und wettbewerbsfähiger macht. Besonders durch das politische Agieren der EU (Sanktionspolitik) wird die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe für die BASF wie Gas immer unsicherer.

 

Folgen für Deutschland

 

Wirtschaftliche Auswirkungen

 

1. Arbeitsplatzverlust: Die Verlagerung der Produktion wird unweigerlich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen in Ludwigshafen führen. Dies betrifft nicht nur die direkt bei BASF Beschäftigten, sondern auch zahlreiche Zulieferer und Dienstleister in der Region.

 

2. Steuereinnahmen: Mit dem Rückgang der Produktion in Deutschland sinken auch die Steuereinnahmen, die BASF an den deutschen Staat abführt. Dies kann Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen und die Finanzierung kommunaler Projekte haben.

 

3. Wettbewerbsfähigkeit: Langfristig könnte die Verlagerung die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands als Industriestandort schwächen. Wenn andere Unternehmen dem Beispiel von BASF folgen und das ist zu erwarten, könnte dies zu einem industriellen Aderlass führen.

 

Soziale und ökologische Auswirkungen

 

1. Soziale Stabilität: Der Verlust von Arbeitsplätzen kann zu sozialer Instabilität führen. Betroffene Arbeitnehmer und ihre Familien könnten mit erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert sein, was zu einem Anstieg von Arbeitslosigkeit und sozialen Spannungen führen kann.

  

Politische Gründe für den Weggang

 

Neben den ökonomischen und logistischen Gründen gibt es vermutlich auch eine Reihe politischer Faktoren, die zur Entscheidung von BASF beitragen, Teile ihrer Produktion aus Ludwigshafen in andere Länder zu verlagern. Diese politischen Gründe umfassen insbesondere die regulatorischen Rahmenbedingungen, Energiepolitik und geopolitische Entwicklungen.

 

Regulatorische Rahmenbedingungen

 

1. Umweltauflagen: Deutschland hat einige der strengsten Umweltauflagen weltweit. Während dies positiv für den Umweltschutz ist, erhöht es gleichzeitig die Produktionskosten. Unternehmen wie BASF müssen hohe Investitionen in umweltfreundliche Technologien und Verfahren tätigen, um die Vorschriften zu erfüllen. In anderen Ländern sind die Umweltauflagen oft weniger rigoros, was die Produktionskosten senken kann.

 

2. Bürokratie und Genehmigungsverfahren: Die umfangreiche Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren in Deutschland können Investitionsprojekte verzögern und verteuern. In vielen anderen Ländern sind die administrativen Prozesse deutlich schlanker und schneller, was die Umsetzung neuer Projekte erleichtert.

 

Energiepolitik

 

1. Energiekosten: Die Energiekosten in Deutschland sind vergleichsweise hoch, insbesondere aufgrund der Energiewende und der damit verbundenen Abgaben und Umlagen auf Strompreise. Diese hohen Energiekosten belasten energieintensive Industrien wie die Chemieindustrie erheblich. In anderen Ländern, vor allem in solchen mit einem hohen Anteil an fossilen Energieträgern oder staatlich subventionierten Energiekosten, sind die Energiepreise oft deutlich niedriger.

 

2. Versorgungssicherheit: Die zunehmende Abhängigkeit von erneuerbaren Energien und der gleichzeitige Ausstieg aus der Kernenergie und Kohle werfen Fragen zur langfristigen Versorgungssicherheit auf. Unternehmen suchen daher nach Standorten, an denen die Energieversorgung stabiler und vorhersehbarer ist.

 

Geopolitische Entwicklungen

 

1. Handelspolitik: Der internationale Handel ist durch verschiedene geopolitische Spannungen und Handelskriege beeinflusst. Unternehmen wie BASF müssen ihre Lieferketten und Produktionsstandorte so optimieren, dass sie flexibel auf Veränderungen in der globalen Handelspolitik reagieren können. Produktionsstandorte in Ländern mit stabileren Handelsbeziehungen können daher attraktiver sein.

 

2. Sanktionen und Zölle: Geopolitische Spannungen führen häufig zu Sanktionen und Zöllen, die den Handel verteuern oder sogar blockieren können. Durch die Diversifizierung ihrer Produktionsstandorte kann BASF das Risiko minimieren, von solchen Handelsbarrieren betroffen zu sein.

 

Steuerpolitik

 

1. Steuerliche Belastung: Deutschland hat eine vergleichsweise hohe Unternehmensbesteuerung im internationalen Vergleich. Andere Länder bieten oft niedrigere Steuersätze oder spezielle Steueranreize, um ausländische Investitionen anzulocken. Diese steuerlichen Vorteile können einen erheblichen Anreiz für Unternehmen darstellen, ihre Produktion zu verlagern.

 

2. Steuerliche Stabilität und Planungssicherheit: In einigen Ländern bieten stabile und vorhersehbare steuerliche Rahmenbedingungen Unternehmen eine größere Planungssicherheit. Politische Unsicherheiten und häufige Änderungen in der Steuerpolitik in Deutschland können dagegen als nachteilig empfunden werden.

 

Fazit

 

Die Entscheidung von BASF, große Teile ihrer Produktion aus Ludwigshafen in andere Länder zu verlagern, wird nicht nur durch wirtschaftliche und logistische Überlegungen beeinflusst, sondern auch durch eine Vielzahl politischer Faktoren. Regulatorische Rahmenbedingungen, Energie- und Steuerpolitik sowie geopolitische Entwicklungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Diese politischen Gründe unterstreichen die Komplexität der Entscheidung und die Notwendigkeit für Deutschland, seine politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu überdenken und anzupassen.

 

Ich befürchte, dass die BASF nur der erste große Player ist, der nun offiziell die Segel in Deutschland streicht und das dieses Vorgehen einen Dammbruch bei anderen großen Konzernen bewirkt, die ja alle unter den gleichen Rahmenbedingungen zu leiden haben. 

Die Energieversorgung in Deutschland wieder auf ein tragbares Fundament zu setzen dauert mindestens 10 Jahre ab dem Moment, ab dem man eine Wende von der Energiewende startet und da sind wir scheinbar noch lange nicht.

 

Robert Jungnischke, CERT-Europe Association

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